Arbeiten im CATI-Labor

Was ist das CATI-Labor?

CATI steht für Computer Assisted Telephon Interviewing, also die Methode der computergestützten Telefonbefragung. Damit lassen sich zum Beispiel Bevölkerungsbefragungen durchführen, ohne dass die Befragten einen Fragebogen aus Papier zugesandt bekommen müssen. Das CATI-Labor wird von dem Institut für Soziologie der Uni Jena betrieben. Konkret handelt es sich dabei um zwei Räume in dem Unigebäude Bachstraße 18k, in denen sich etwa 20 Computer-Arbeitsplätze befinden. 

Wie sieht eure Arbeit da aus?

Wir Interviewer_innen sitzen jeweils an einem PC und haben ein Headset auf. Mittels eines Computerprogrammes werden Telefonnummern angewählt. Erreichen wir jemanden, der_die das Interview mitmachen möchte, öffnen wir einen Fragebogen und lesen der zu befragenden Person alle Fragen und die jeweiligen Antwortmöglichkeiten vor. Die Antworten geben wir dann direkt in den Computer ein, wo sie gespeichert werden. 

Was ist das Problem mit euren Arbeitsbedingungen?

Da wir einen Werkvertrag bekommen, sind wir (Schein-)Selbstständige. 

Was sind Werkverträge?

Werkverträge sind kein Arbeitsverhältnis, sondern verpflichten den_die Auftragnehmende_n, ein Werk, also ein konkretes Produkt, zu erbringen; nur für dieses wird bezahlt, unabhängig von dem tatsächlichen Arbeitsaufwand (z. B. der Zeit). In unserem Fall sind diese Werke Interviews.  

Allerdings werden wir de facto doch nach Arbeitsstunden bezahlt und zwar mit dem Mindestlohn 8,5 € / Stunde. Deshalb sind wir Scheinselbstständige.

Wo ist denn dann das Problem?

Da wir keinen regulären Arbeitsvertrag haben, können wir nicht die Mindeststandards des Arbeitsrechts in Anspruch nehmen. Das wäre aber sehr wichtig für uns, da uns als Arbeitnehmer_innen – die wir ja sind – zum Beispiel bezahlter Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zustehen würden. Außerdem spart die Uni so Sozialabgaben, für die wir selbst aufkommen müssen. Auch stehen uns bezahlte Toilettenpausen zu und die Einhaltung der Bildschirmarbeitsverordnung, die uns Arbeitszeit zur Augenentlastung gewährleistet.

Warum seid ihr mit 8,50 € nicht zufrieden? Mehr bekommen studentische Hilfskräfte auch nicht!

1. Wir sind keine studentischen Hilfskräfte. Und das nicht nur per Vertrag, sondern auch nicht entsprechend unserer Tätigkeit. Bedingung wäre, dass unsere Tätigkeit zu mindestens 50 % eine wissenschaftliche sein muss. Das ist nicht der Fall, denn Fragen vorlesen und und Häkchen setzen erfordert weder eine wissenschaftliches Ausbildung noch irgendeine spezifische Kompetenz. Daher orientieren wir uns mit unserer Lohnforderung am Tarifvertrag der Länder (TV-L), welcher im universitären Raum gilt. Die Universität betreibt mit dem CATI-Labor Lohndumping, da selbst die Bedingungen in regulären Call-Centern besser sind. 

2. Grundsätzlich sind wir der Ansicht, dass 8,50 € pro Stunde eine Geringschätzung von Arbeit sind. Das gilt nicht nur für uns, sondern auch für „normale“ Hiwis und alle anderen, die unter prekären Bedingungen ihre Arbeitskraft verkaufen müssen.

Habt ihr mehr Fragen, dann schreibt uns an: cati-labour-struggle@riseup.net